Rheinische Post – 20. Februar 2014

Monheimer helfen Mädchen in Indien
Der Förderverein Mädchenschule Mundia hat bereits 60.000 Euro in bessere Klassenräume investiert.
Martin Mönches, Rheinische Post, 20 Februar 2014.

MONHEIM Oft erleben Touristen in fernen Ländern Not und Elend; sensible Beobachter überlegen vielleicht sogar, wie man helfen könnte. Barbara Greeven aus Monheim beließ es nicht bei theoretischen Diskussionen, sie handelte. Die frühere Lehrerin an der Astrid-Lindgren-Schule und ihr Ehemann Klaus Fliescher begannen 2006, am Ende einer Indien-Reise, ein ehrgeiziges Projekt, die dauerhafte Unterstützung einer Mädchenschule in Mundia.

Die Wahl fiel auf ein kleines Dorf in der Nähe von Jaipur im Bundesstaat Rajasthan, weil Bahadur Singh Rajawat, der Inhaber der indischen Reiseagentur, die den damaligen Indien-Trip organisierte, in seinem Heimatort ein eigenes Grundstück für den Schulbau kostenlos zur Verfügung stellte. „Damit ist eine lokale Betreuung unserer Aktivitäten sichergestellt, und vor allem können wir unmittelbar helfen, ohne den Verwaltungsaufwand größerer Organisationen“, fasst Greeven die praktischen Vorteile zusammen.

Der erste Eindruck der bisherigen Schule zeigte „menschenunwürdige Zustände“, erinnert sich Klaus Fliescher, „die Schülerinnen saßen auf dem nackten, verdreckten Boden, Bücher und Hefte waren im schlimmen Zustand. Dort war Lernerfolg kaum erreichbar.“ Wer sich an die jüngsten Berichte über den Umgang mit Frauen in Indien erinnert, ahnt, dass „das Dorf weder Geld noch besonderes Interesse hatte, diese Zustände zu ändern.“

70 Prozent der Mädchen sind Analphabeten. Es gibt eine Schulpflicht in Indien, aber Mädels werden seltener zur Schule geschickt als Jungen, weil sie eher zur Arbeit im Haus und auf dem Feld herangezogen werden. Damit bleibt ihre Abhängigkeit von den Männern und Familien erhalten. Nach einigen bürokratischen Hürden vor Ort konnte 2007 tatsächlich mit dem Neubau begonnen werden. Inzwischen ist der erste Bauabschnitt fertiggestellt, die sieben Lehrerinnen und rund 140 Schülerinnen im Alter von sechs bis 15 Jahren verfügen jetzt über vier helle Klassenräume sowie eine Veranda, die auch als Freiluftklassenraum und Mensa fungiert. Zweimal jährlich machen sich die Monheimer ein eigenes Bild vom Baufortschritt, im März (natürlich nach Karneval, Greeven . und Fliescher sind engagierte Maatplatzjecke) wird sich Klaus Fliescher um den Verputz des im Rohbau fertigen Lehrerzimmers und die Einrichtung der Küche kümmern.

„Mit jedem Bauabschnitt geben wir auch den örtlichen Arbeitern eine Beschäftigung“, verweist Fliescher auf eine weitere konkrete Hilfe, die mit dem Engagement der Monheimer verbunden ist. Die besseren Arbeitsbedingungen an· der Schule zeigen einen weiteren Nebeneffekt: Die Lehrerinnen sind neu motiviert, es gibt keine Personalwechsel, die Kontinuität steigert die Qualität.

Rund 60 000 Euro haben die 35 Mitglieder und viele Freunde des Fördervereins Mädchenschule Mundia (siehe Info) in den letzten Jahren gesammelt, mit vielen Einzelaktionen: Vorträge an Schulen, Beteiligung an Trödelmärkten, teilweise mit handgearbeiteten indischen Produkten, Spendenaufrufe in sozialen Netzwerken, Spenden bei runden Geburtstagen usw. „Wir lassen uns immer wieder etwas Neues einfallen“, zeigt sich Barbara Greeven optimistisch. Erstmalig wird am 9. April im Bürgerhaus Baumberg eine Benefizveranstaltung steigen. Schirmherr für „Comedy für Mundia“ ist Bürgermeister Daniel Zimmermann