Einweihung des neuen Schulgebäudes
Bericht über die Einweihung des neuen Schulgebäudes in Mundia/Indien
03.09. – 12.09.2025
Liebe Freunde und Förderer der Mädchenschule in Mundia,
liebe Mitglieder,
eine ungewöhnliche, viel zu kurze und zugleich sehr emotionale Reise nach Mundia liegt hinter mir. Im Mittelpunkt stand die feierliche Einweihung und die offizielle Übergabe des neuen Schulgebäudes an den Prinzipal (Schulleiter)der Mädchenschule sowie an die Schulverwaltung von Rajasthan.
Bevor es jedoch so weit war, gab es einiges zu erledigen. Meine To-do-Liste für die wenigen Tage vor Ort war ziemlich anspruchsvoll. Ziel war es, alle Klassen rechtzeitig zur Feier am 10.09. mit Stühlen und Tischen für die Schülerinnen sowie mit Tafeln, Schreibtischen und Stühlen für die Lehrkräfte auszustatten. Außerdem sollten drei neue PCs angeschafft und 24 Ventilatoren installiert werden, um in den heißen Sommermonaten für etwas Abkühlung zu sorgen.
Dank der Unterstützung unserer indischen Freunde fanden wir schnell eine Firma, die uns die Computer liefern konnte – darauf komme ich später noch einmal zurück. Am meisten Kopfzerbrechen bereitete mir jedoch der Kauf der Schulmöbel. In Indien sind diese üblicherweise nur in Schwarz oder Militärgrün erhältlich – ganz anders als unsere Vorstellung von freundlichen Schulfarben. Wir wünschten uns eine wärmere Farbe, am liebsten Weinrot. Auch dieses Problem ließ sich später lösen. Bei einem Großhändler wählten wir die passenden Modelle aus, die in einer nahegelegenen Fabrik extra für uns hergestellt und dort auch gleich lackiert werden sollten. So war die gewünschte Farbe plötzlich kein Hindernis mehr.
Die Lieferung wurde für den 09.09. zugesagt, sodass die Klassen am Tag darauf eingerichtet werden konnten. Wegen eines Feiertags am 05.09. einigte man sich aber auf eine Teillieferung von 50 %, der Rest sollte am 11.09. eintreffen. Für indische Verhältnisse war das eine beeindruckende Leistung – Chapeau!
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Familie Sharma aus dem oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Ihre großzügige Spende verdanken wir es, dass es möglich war, eine vollständige Ausstattung für vier Oberstufenklassen anzuschaffen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung !
Natürlich sollte die Übergabe in einem festlichen, traditionellen Rahmen erfolgen – so, wie man in Indien ein Schuleinweihung feiert. Die Organisation überließen wir dem Schulleiter und seinem Team, was unseren Zeitplan spürbar entlastete. So blieb Raum für einen weiteren besonderen Höhepunkt, auf den ich später noch eingehe.
Am 10.09. war es dann so weit: Das Fest konnte beginnen! Der Weg zum neuen Gebäude war geschmückt, und kunstvolle Rangoli-Bodenmalereien zierten den Eingangsbereich. Mit wie viel Hingabe und Geduld die Mädchen diese kleinen Kunstwerke aus farbigem Pulver, Sand oder Blüten anfertigten, war einmal mehr beeindruckend.

Vor dem Start der Feier versammelten sich die Gäste im Lehrerzimmer. Von dort wurden wir in einer feierlichen Prozession zum Schulgebäude begleitet. Die Schülerinnen säumten den Weg, warfen Blütenblätter, klatschten im Rhythmus und sorgten so für eine festliche Stimmung. Unser Freund und Übersetzer Prashant Sharma und ich erhielten von einer Schülerin ein religiöses Stirnzeichen (Tika/Tilaka) – die Mädchen sahen in ihren traditionellen Kleidern aus wie kleine Prinzessinnen. Vor dem Gebäude war ein rotes Band gespannt, das ich gemeinsam mit dem Schlleiter durchtrennte – der symbolische Moment der „Freigabe“. Anschließend ehrten wir die Göttin Saraswati, die im Hinduismus als Göttin der Weisheit, Musik, Sprache und Wissenschaft verehrt wird. Ich schmückte ihr Bild mit einem Blumenkranz, entzündete Räucherstäbchen und eine traditionelle Kerze.


Doch damit war die Zeremonie noch lange nicht beendet – in Indien gehört es dazu, dass auch die Gäste nach alter Tradition mit Tika, Blumenkranz, Turban und Schal geehrt werden. Nach einer kurzen Rede einer langjährigen Lehrerin konnte ich selbst an die Anwesenden sprechen. Die symbolische Schlüsselübergabe, für die unser Fahrer Neer Singh am Vorabend noch eilig einen Schlüssel besorgt hatte, markierte schließlich die offizielle Übergabe an den Schulleiter und damit an den Staat Rajasthan.
Ein weiteres Highlight folgte: die Übergabe der neuen PCs. Sie wurden im vorgesehenen Klassenraum installiert, und sofort begannen die älteren Schülerinnen, die Geräte mit dem Internet zu verbinden. Über eine stabile Verbindung konnten sich die Spender – Rebecca und Valentin Akdemir, Geschäftsführer der Adressdruck GmbH Berlin – live zuschalten und miterleben, wie die Mädchen ihre ersten Schritte an den neuen Computern machten. Ein herzliches Dankeschön für diese großartige Unterstützung!

Ein besonders bewegender Moment war die Übergabe eines neuen Rollstuhls an Pooja Meena, ein Mädchen mit Glasknochenkrankheit, das nicht laufen kann. Viele von euch kennen sie aus früheren Berichten. Pooja besucht trotz ihrer Behinderung weiterhin regelmäßig unsere Schule – ein großes Privileg, denn Kinder mit Einschränkungen werden in Indien oft versteckt oder gar verstoßen. Dank einer Spende ihres Paten, der in Langenfeld zuhause ist, konnten wir ihr bereits den dritten Rollstuhl übergeben, ihren „Desert Porsche“, wie ich ihn scherzhaft nenne. Ihre Freude darüber war überwältigend.

Zum Schluss der Veranstaltung gab es dann noch eine Überraschung für unsere Schülerinnen. Neben den obligatorischen Süßigkeiten, die bei solchen oder anderen Gelegenheiten verteilt werden, verteilten wir zur Einweihung des neuen Schulgebäudes an alle 233 Schülerinnen, die bei uns eingeschrieben sind, neuer Schulrucksäcke mit dem Schul-Logo!

Weniger erfreulich ist die zunehmende Belastung durch die immer heftigeren Monsunregenfälle. Zwar schützt die vor drei Jahren errichtete Winkelstützmauer das Gebäude, doch der Schulhof und die Spielgeräte werden regelmäßig überflutet und müssen danach aufwendig instandgesetzt werden. Gemeinsam mit dem Architekten haben wir erste Ideen entwickelt, wie wir dem künftig besser begegnen können. Sobald wir konkrete Pläne haben, werde ich darüber berichten.
Am 11.09. hieß es für mich Abschied nehmen. Statt eines Inlandsflugs nach Delhi entschied ich mich für die knapp fünfstündige Autofahrt, die meist sicherer ist. Die Abflugzeiten in Jaipur und Ankunftszeiten in Delhi sind leider nicht immer mit der Abflugzeit von Delhi nach Deutschland kompatibel. Oder sie werden erst gar nicht durchgeführt. Am 12.09. um 07:55 Uhr startete mein Rückflug nach Deutschland. wo ich abends um 18:50 Uhr in Düsseldorf landete. Nach unserem nächsten Besuch in Mundia, werden wir dann sicher auch vom Fortschritt bei der Planung und vom Bau der Maßnahmen gegen die immer wiederkehrenden Monsunfluten berichten können.


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